Der Wald wird als „Gesundbrunnen“ wiederentdeckt

Was Generationen unserer Vorfahren bereits wussten, konnte mittlerweile durch eine Reihe wissenschaftlicher Studien besser belegt werden: die gesundheitsfördernde Wirkung der Natur, insbesondere des Waldes, auf den Menschen. Spaziergänge, Wanderungen und Aufenthalte im Wald können nicht nur das persönliche Wohlbefinden verbessern und die Psyche stärken, sondern auch Krankheitssymptome lindern und die Therapie bestimmter Erkrankungen wirksam unterstützen.

Die gesundheitsfördernde Wirkung der heimischen Wälder wird trotz vielversprechender Forschungsergebnisse noch immer unterschätzt. Foto: CanStock Photo.

Österreich zählt zu den waldreichsten Ländern Europas. Fast die Hälfte der Gesamtfläche ist von Wäldern bedeckt, in denen etwa 3,4 Milliarden Bäume stehen. Obwohl die heimischen Wälder recht intensiv wirtschaftlich genutzt werden, wachsen hierzulande mehr Bäume nach als durch die Forstwirtschaft geerntet werden. Österreichs Waldlandschaft wird also von Jahr zu Jahr größer.

Neben der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Wälder und ihren enormen Einflüssen auf das gesamte Ökosystem und das Klima, neben ihren wichtigen Aufgaben als Lieferanten von Bioenergie und schützende Bollwerke gegen Naturgefahren ist in den letzten Jahren auch ihre Bedeutung für die menschliche Gesundheit mehr und mehr in das Blickfeld der Forschung gerückt.

Nicht nur, dass die Hauptinhaltsstoffe zahlreicher pharmazeutischer Produkte direkt aus den Wäldern kommen – allein Österreichs Wälder dienen als Lieferanten von etwa Hunderten solcher Inhaltsstoffe –, sondern der Wald selbst scheint in seiner Gesamtheit (Bäume, Waldluft, Waldatmosphäre, Gerüche usw.) positiven Einfluss auf die Stimmungslage, die körperliche Befindlichkeit und damit letztlich auf die Gesundheit des Menschen auszuüben.

Wie schon mehrere internationale Studien zuvor zeigte auch eine österreichische, dass schon allein der Aufenthalt im Wald das Wohlbefinden fördert und Menschen, die direkten Zugang zu Grünflächen und Wäldern haben, im Allgemeinen als viel gesünder gelten können. Sie haben ein signifikant geringeres Erkrankungsrisiko, womit Menschen in waldreichen Gegenden gegenüber Städtern eindeutig im Vorteil sind.

Ausflüge in den Wald und der enge Kontakt mit der Natur fördern in hohem Maß die kindliche Entwicklung. Foto: CanStock Photo.

Die möglichen positiven gesundheitlichen Auswirkungen sind vielfältig: Schon der Anblick von Natur und erst recht ein längerer Spaziergang im Wald reichen oft aus, um für eine bessere Durchblutung von Lunge und Gehirn zu sorgen, die Pulsfrequenz zu senken, Bluthochdruck zu verringern, das Immunsystem zu stärken, Stresshormone abzubauen und die Blutzuckerwerte zu verbessern. Darüber hinaus regt eine naturnahe Umgebung viel stärker und öfter zu gesunder Bewegung an, hilft beim Entspannen, beim Stressabbau und der Regeneration von Körper und Psyche.

Mehr noch. Natur und Wald können offenbar einer Reihe von körperlichen und psychischen Erkrankungen vorbeugen und sind bei einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen von beträchtlicher therapeutischer Bedeutung. So konnte durch die internationalen Studien u.a. nachgewiesen werden, dass Patienten nach einer Operation allein schon durch den intensiven Kontakt mit der Natur weitaus weniger Schmerzmittel benötigten als vergleichbare Patienten ohne Naturkontakte und sich auch rascher und besser als die Vergleichsgruppe erholten.

Natur und Wald stärken Kreativität, Gemeinsamkeit und Wohlbefinden

Nahezu alle Studien und Forschungsprojekte sind sich darüber einig, dass Natur und Wald neben ihren direkten gesundheitlichen Auswirkungen v.a. die Aufmerksamkeit und die Konzentration verbessern oder wiederherstellen können und positive Gefühle auslösen, die besonders lange anhalten. Daher eignet sich der Wald auch hervorragend für gemeinsame Erlebnisse und fördert und stärkte auf diese Weise die sozialen Kontakte. Besonders profitieren davon Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Während bei den Kindern v.a. die intellektuelle und soziale Entwicklung sowie Kreativität und Problemlösungskompetenzen angeregt werden, entfaltet intensives Naturerleben bei Älteren seine positiven Auswirkungen v.a. im Bereich der psychischen Gesundheit. Es beugt den so häufig mit dem Alter verbundenen Ängsten und der Vereinsamung vor und fördert so die sozialen Kontakte, deren lebensverlängernde Wirkung längst wissenschaftlich erwiesen ist.

Werner Thelian

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