Leonhardikirche

Am 17. Juni 931 soll Erzbischof Odalbert von Salzburg eine Hube am Erzberg und das dort befindliche Eisengebläse „Aruzi“ auf dem Tauschweg erworben haben. Zu Anfang des 12. Jahrhunderts weihte Bischof Otto I. von Bamberg am Fuße dieses Berges jene kleine romanische Kapelle „sancti Leonardi in Gaminare“, aus der später die Leonhardikirche hervorging.

Die Kirche, die zu den schönsten gotischen Sakralbauten des Landes zählt, weist einen weithin sichtbaren Westturm auf, der trotz seiner massiven Bauweise im Laufe der Jahrhunderte mehrmals ein Raub der Flammen wurde.

Hat man durch das 1645 geschaffene triumphbogenartige Steintor den inneren Kirchenbezirk betreten, kann man die beiden großen Kirchenportale ausmachen. Das Südportal, das aus dem 14. Jahrhundert stammt, ist mit einem steilen, mit Blendmaßwerk besetzten Wimperg bekrönt und wird von zwei Fialtürmchen flankiert. Die Freitreppe stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Eine Besonderheit der Le­on­hardikirche ist der über die Sakristei gespannte Strebebogen. Nach einer alten Erzählung wurde dieser von einem Gesellen in der Abwesenheit des Meisters ausgeführt, der sich selbst nicht an das Werk heranwagen wollte. Als der Meister zurückkehrte, war das großartige Werk zwar beinahe fertig, aber der mutige Geselle war bei den letzten Handgriffen vom Gerüst in den Tod gestürzt.

Rund um die Kirche erstreckt sich der alte Friedhof der Stadt, auf dem noch so mancher, längst schon stark verwitterte Grabstein eine interessante Geschichte bereithält. Auch an der Außenmauer der Kirche kann man einige sehr alte Grabdenkmäler entdecken.

An der Ostseite der Kirche findet man den runden, mit einem Kegeldach versehenen Karner, der aus dem späten 14. Jahrhundert stammt. Hinter seinen dicken Mauern verbirgt sich eine kleine Georgikapelle. Darunter befand sich früher die Beinkammer.

Das Kircheninnere spiegelt vor allem die große Bedeutung der Leonhardikirche als Wallfahrtsziel und Gnadenstätte wider. Seit Jahrhunderten kommen Wallfahrer aus ganz Kärnten und der benachbarten Steiermark zur Kirche St. Leonhard, um sich hier dem Schutz des Heiligen anzuvertrauen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Leonhardikirche über eine besonders reiche Ausstattung verfügt.

Die Atmosphäre des Innenraums wird vor allem von der Wirkung der gotischen Kreuzrippengewölbe und der zierlichen, zum Teil mit Blendmaßwerk und Fialen versehenen Strebepfeiler geprägt. Der frühbarocke Hochaltar, der eine Höhe von 15 Meter erreicht, und die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert sind sehenswert. Aus spätgotischer Zeit stammt der Anna-Flügelaltar von 1513, einer der schönsten Flügelaltäre in Kärnten. Gotisch ist auch der Antoniusaltar.

Zu den wertvollsten gotischen Marienstatuen in Kärnten zählt die „Gotische Madonna“ von St. Leonhard. Die eindrucksvolle Holzstatue der thronenden Maria mit dem Kinde, die aus der Zeit um 1330 stammt, wurde im 17. Jahrhundert mit Zepter und Krone versehen und im 19. Jahrhundert neu gefasst.

Das spätgotische Fastentuch aus der Zeit um 1520, das wunderschöne Darstellungen biblischer Szenen von der Erschaffung der Welt bis zur Auferstehung Christi zeigt, stammt ursprünglich aus Reichenfels. Vor Jahrhunderten kam es aus unbekannten Gründen nach St. Leonhard und bereichert seither die Ausstattung der Kirche.

Zum Kirchenschatz gehört schließlich auch eine gotische Silbermonstranz aus dem frühen 16. Jahrhundert. In die fein gestaltete Turmmonstranz sind neben den Heiligenfiguren von Leonhard, Laurentius und Barbara auch die Initialen IHS und das alte bambergische Wappen, ein Löwe mit Schrägbalken, eingraviert. Ebenso werden Christus als Schmerzensmann und ein Engel mit dem Kreuz dargestellt.

Die Glasfenster der Kirche sind weithin bekannt. Mit insgesamt 139 erhaltenen Einzelscheiben bilden sie die umfangreichste Sammlung mittelalterlicher Glasgemälde in Kärnten. Die ältesten Stücke stammen noch aus der Bauzeit der Kirche und wurden vom Judenburger Bürger Heinrich Chropf und seiner Gemahlin Kunigunde gestiftet. Weitere Glasgemälde wurden gegen Ende des 14. Jahrhunderts von einer unbekannten Stifterin in Auftrag gegeben.

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